Am 11. Oktober machten sich 45 Personen aus Werischwar – darunter Mitglieder der örtlichen ungarndeutschen Vereine, Vertreter der Bildungseinrichtungen und der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung – auf den Weg in das Komitat Komorn-Gran, um das ungarndeutsche Kultur- und Nationalitätenleben der ungarndeutschen Gemeinden in dieser Region kennenzulernen. Diese Nachbarschaftsbegegnung bot eine wertvolle Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse für die eigene Arbeit zu gewinnen.
Der erste Halt führte nach Schemling (Vértessomló). In der schönen Wallfahrtskirche empfing Zsuzsanna Pfiszterer die Gäste und berichtete über die Vergangenheit und Gegenwart des Ortes sowie über die örtlichen Trachten, Bräuche und Traditionen. Die Gruppe hielt inne, betete gemeinsam ein Vaterunser und sang das Lied „Mit frohem Herzen“. Anschließend wurden die Ausstellungsräume des Heimatmuseums erkundet.
Die nächste Station war das Kuny Domokos Museum (Ungarndeutsches Museum) in Totis (Tata). Hier konnten die Teilnehmer im Rahmen eines interaktiven Workshops mit dem Titel „Földönfutók“ („Heimatlose”) in knapp 60 Minuten die Lebensumstände und das Schicksal der Opfer der Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg kennenlernen. Der Workshop legte einen besonderen Fokus auf die Fragen kollektiver Schuld und individueller Unschuld.
Am Nachmittag besuchten die Werischwarer Tarian (Tarján), eine weitere bedeutende ungarndeutsche Gemeinde. Dort wurden sie herzlich von der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung empfangen und hatten die Gelegenheit, mit den Mitgliedern ins Gespräch zu kommen. Ein besonderer Dank gilt Ágnes Bachmann, stellvertretende Vorsitzende, die die Programme in Tarian sorgfältig organisiert hatte. Die Gruppe erhielt Einblicke in das tägliche Leben der deutschen Nationalität in der Schule und im Kindergarten, wo das Bewahren der deutschen Sprache und Kultur eine zentrale Rolle spielt. Auch das Heimatmuseum sowie einige Tafeln des ungarndeutschen Lehrpfads standen auf dem Programm.
Der Tag endete in Jeine (Budajenő) mit einer Weinverkostung bei der Reisner Weinkellerei, wo die Gruppe die Weinkultur der Ungarndeutschen kennenlernen und sich über die damit verbundenen Traditionen und Bräuche austauschen konnte.
Die Teilnehmer waren beeindruckt von dem Engagement, mit dem in diesen Gemeinden das ungarndeutsche Kulturerbe gepflegt und an die nächsten Generationen weitergegeben wird. Der Erfahrungsaustausch bot nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch viele Anregungen für die eigene Arbeit in Werischwar. Alle waren sich einig, dass diese Begegnungen die Verbundenheit innerhalb der ungarndeutschen Gemeinschaft stärken und zur weiteren Zusammenarbeit anregen.
Wir danken dem Bundesministerium des Innern und für Heimat für die finanzielle Unterstützung sowie der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Werischwar und der Kulturellen Stiftung für die in Werischwar lebenden Deutschen für die Organisation und Mitfinanzierung dieser bereichernden Reise.
Ibolya Sax